Doppelprogramm: Soviet Bus Stops + Armenien: Im Visier von Ursula Schulz-Dornburg (OF)

Eher unbeachtet bleiben meistens Nutzbauwerke wie Bushaltestellen. Gerade sie entfalteten aber auf dem Gebiet der Sowjetunion eine überraschende Vielfalt, in der sich die lokale Kunstfreiheit sowie die vielen regionalen Kulturen in diesem riesigen Gebiet widerspiegeln. Da Bushaltestellen als unbedeutende Bauwerke betrachtet wurden, gab es wenig ästhetische Vorgaben für ihre Gestaltung. Während manche Bushaltestellen explizit damals vorherrschende Ideale aufgreifen, verkörpern andere eine bewusste Abkehr vom sozialistischen Standard. Der kanadische Fotograf Christopher Herwig reiste über 50.000 km durch die 15 Länder der ehemaligen UdSSR, um den Spuren der Bushaltestellen zu folgen. Im Zentrum stand zwar ein Fotoprojekt; Interviews mit Architektinnen und Historikerinnen tragen aber dazu bei, dieses spezielle architektonische Erbe nachzuvollziehen. Herwigs Reise ist poetisch, nostalgisch und humorvoll - und regt zur Reflexion über die Bedeutung scheinbar banaler Architekturaufgaben und über den Umgang mit der Vergangenheit an. Kanada/Dänemark 2022 · R: Kristoffer Hegnsvad · Db: Kristoffer Hegnsvad, Christopher Herwig · K: Nicholas Zajicek, Christopher Herwig · engl.OF · 57' Im Anschluss: Armenien: Im Visier von Ursula Schulz-Dornburg Die deutsche Künstlerin Ursula Schulz-Dornburg (*1938; Becher-Preis 2025), Tochter einer Bildhauerin und eines Architekten, reiste zwischen 1997 und 2002 wiederholt nach Armenien. Ihre analoge Fotoserie "In Transit" zeigtMenschen an Orten des anhaltenden, wiederholten Wartens. Die anachronistischen Bushaltestellen wirken wie kleine Inseln des Ausharrens inmitten eines "geopoetischen" Niemandslands. Die russisch-französische Regisseurin Lisa Alissova (*1979) drehte diese erhellende Reisereportage für den Fernsehsender Arte. Deutschland/Frankreich 2025 · R & Db: Lisa Alissova · K: Denis Sinyakov · 14' " (Text: Verleih)

Film-Info

Filmstart:
07.12.2025
Entstehungsjahr:
2025
Regie:
Marianne Kapfer
Genre:
Dokumentarfilm
Land:
Kanada

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von Marianne Kapfer

Die Fotografen Bernd und Hilla Becher

Dokumentarfilm

Die Fotografen Bernd und Hilla Becher
Fotografien und Filme über Industriearchitektur waren im 19. Jahrhundert zwei wichtige Verfahren, mit denen die monumentale Macht der industriellen Revolution gefeiert werden sollte. In den 1950er Jahren entwickelten Bernd (1931 - 2007) und Hilla Becher (1934 - 2015) einen gänzlich anderen Ansatz. Nüchtern-sachlich dokumentierten sie Zeugnisse einer verschwindenden Industrielandschaft in Deutschland. Innerhalb von zehn Jahren entwickelten sie eine konzeptuelle künstlerische Praxis, die sich besonders an der Form der fotografierten Objekte ausrichtete; sie als Skulpturen betrachtete und sie über eine vergleichende Anordnung zu Typologien ordnete. Die deutsche Filmemacherin Marianne Kapfer arbeitete von 2002 bis 2015 eng mit Hilla Becher an dieser Dokumentation. Der letzte Nachtrag im Film ist ein Interview mit Max Becher. Das Kind des Paares ist heute selbst Fotograf. Die filmischen Aufnahmen an Originalschauplätzen verdeutlichen, wie viel die Fotografien der Bechers sichtbar machen. Der Dokumentarfilm thematisiert zwar auch die konkrete Zusammenarbeit des Paares, fokussiert sich jedoch - ohne Heroisierung - auf das bahnbrechende Werk, das bis heute neue Generationen von Fotografinnen und Künstlerinnen inspiriert. (Text: Verleih)